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Ein globales Phänomen?

Erklärungsansätze

Ein hartnäckiges Rätsel

Bei der Suche nach geeigneten Theorien zur Erklärung des Hessdalen-Phänomens wird immer wieder über die besonderen geologischen Eigenschaften der Gebirgsregion spekuliert: Der Boden ist außergewöhnlich mineralhaltig und die Förderung von Kupfer und anderen Metallen hat in der Region eine lange Tradition. Allerdings ist die Gegend tektonisch sehr stabil, so dass tektonisch bedingte Lichtphänomene, wie sie gelegentlich in Zusammenhang mit Erdbeben beschrieben werden, eher unwahrscheinlich sind.

Ähnliche Lichtphänomene wie in Hessdalen werden auch in anderen Regionen der Erde beobachtet. Dazu zählen unter anderem das Yakama-Reservat im US-Bundesstaat Washington, das
Brown Mountain Gebiet in North Carolina und das australische Queensland (Min-Min Lichter). Möglicherweise spielt Granitgestein eine wichtige Rolle. Es ist ein vorherrscheindes Gestein in Hessdalen, im Columbia Basin in Washington und in der Brown Mountain Kette.

Piezoelektrische Effekte
Der italienische Forscher Massimo Teodorani hat unter anderem piezoelektrische Effekte zur Erklärung des Hessdalen-Phänomens in Betracht gezogen. Wenn Quarz unter tektonischen Druck gerät, wird Elektrizität erzeugt, die vom kupferhaltigen Gestein weitergeleitet und verstärkt werden könnte. Die dabei freigesetzte Energie ist allerdings viel zu schwach, um die gemessene Lichtleistung des Phänomens zu erklären.

Radonzerfall
Radon ist ein radioaktives Element, welches häufig im skandinavischen Granitgestein vorkommt. Gerät es in die staubige Atmosphäre, können die Zerfallsprodukte die Luft ionisieren und winzige leuchtende Coulomb-Kristalle erzeugen.
Unklar bleibt allerdings, weshalb das Hessdalen-Phänomen sich augenscheinlich entgegen der Windrichtung bewegen kann.

Scandium und Luft
Die Spektralanalyse des Hessdalen-Phänomens hat gezeigt, dass Scandium an dem Phänomen beteiligt sein könnte. Scandium kann heftig mit Säuren und Luft reagieren. Demnach könnte das Hessdalen-Phänomen von Staubwolken verursacht werden, die der Wind vom Boden anhebt und die dann chemisch reagieren. Auch hier stellt sich allerdings die Frage, wie sich die Staubwolke gegen die Windrichtung bewegen kann.

Natürliche Batterie
Im Jahr 2013 veröffentlichten Jader Monari et al ein Paper, demzufolge sich Hessdalen als gigantische natürliche Batterie verstehen lässt. Das Gestein auf der einen Seite des Tals besteht aus Zink und Eisen. Auf der anderen Seite des Tals besteht es aus Kupfer. Zwischen den Talhäften fließt der Bach Hessja, der Schwefel aus alten Mienen mit sich führt. Auf diese Weise ensteht eine Art natürliche Batterie. Um die Hypothese zu testen, stellten Monari und seine Kollegen einen Felsblock aus Eisen und Zink auf die eine Seite des Bachs und einen Felsblock aus Kupfer auf die andere Seite. Und in der Tat konnten sie eine elektrische Spannung zwischen den beiden Felsblöcken messen. Allerdings kann diese Theorie nicht erklären, weshalb die Lichter auch im
Øyungen-Gebiet und hoch am Himmel gesichtet werden. Außerdem können die vielfältigen Erscheinungsformen des Phänomens nicht erklärt werden.

Die Hessdalenforschung ist derzeit weit von der Entwicklung einer Theorie entfernt, die alle Eigenschaften des Phänomens zufriedenstellend beschreibt. Es existieren lediglich spekulative hypothetische Modelle, die bestimmte Aspekte des Phänomens erklären. Sämtliche Ansätze lassen wesentliche Fragen unbeantwortet:

- Wie erklären sich die vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen des Phänomens?
- Wieso lässt sich das Phänomen nicht in Labor- und Feldversuchen reproduzieren?
- Wie lässt sich die teils beträchtliche Verweildauer der Lichter erklären?
- Welche Bedingungen begünstigen die Entstehung der Lichter?

Insbesondere der Umstand, dass das Hessdalen-Phänomen anscheinend keine bekannte Korrelation zu geographischen Faktoren aufweist (Temperatur, Luftdruck, Windstärke, Jahreszeit, Sonnenaktivität), erschwert die Entwicklung geeigneter Hypothesen. Eigentlich wären bei einem atmosphärischen Phänomen
Zusammenhänge mit meteorologischen Daten zu erwarten. Zwar werden die meisten Sichtungen bei einer überdurchschnittlichen Luftfeuchtigkeit gemeldet. Dies lässt sich jedoch damit erklären, dass man die Lichter am besten nachts beobachten kann. Und nachts ist die Luft in der Regel feuchter als am Tage.

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